Content-Marketing und Content-Commerce
Freitag, 28.12.2018
Im Artikel „Disruption in der SEO-Branche“ wurde gezeigt, dass Google den Standard definiert, wie Websites gefunden werden. Und dieser Standard heißt Content – und zwar relevanter Content, also Inhalt, für den sich die Benutzer, die sich auf die Suche nach bestimmten Themen machen, interessieren. Wie kann man denn aber Content intelligent aufbereiten? Wie kann man Inhalte in einem E-Commerce-System mit anderen Inhalten anreichern und wie kann man diesen Vorgang automatisieren? Diesen Fragen werden wir in diesem Artikel anhand eines Beispiels aus der Praxis nachgehen.
Anforderungen an ein CMS
Ein Content-Management-System (CMS) wird dazu verwendet, Inhalte zu erfassen, zu verwalten, zu strukturieren und letztendlich für Leser zugänglich zu machen. Wenn dieser Prozess von einem Team ausgeführt wird, spielen noch Workflow-Module eine Rolle. Nicht zu vergessen das Asset-Management, also die Verwaltung von Medien. Das sind die Kern-Anforderungen an ein CMS. Ein CMS schafft die Voraussetzung, Content einfach und strukturiert zu verwalten und Inhalte sichtbar zu machen.
Neben den Kern-Anforderungen gibt es aber für jedes Unternehmen spezifische Anforderungen, um bestimmte Prozesse im Web abzubilden. So wird eine HR-Abteilung daran interessiert sein, Stellenausschreibungen möglichst effizient zu publizieren, oder das Produkt-Management wird daran interessiert sein, bestimmte Produkte, deren Pläne vielleicht schon als 3D-Renderings existieren, auch im Web zu präsentieren.
Vor allem das Marketing wird seine Kommunikation noch stärker digitalisieren, Stichwörter sind Personalisierung, Content-Automatisierung, strukturierter Inhalt oder adaptiver Content. Die Anforderungen steigen, ein einfallsloser Webauftritt mit Standardrubriken reicht heutzutage nicht mehr, um im Web sichtbar zu bleiben.
CMS als Content-Framework
So sollte ein CMS mehr als Content-Management-Framework verstanden werden: Ein Software-System, das Schnittstellen bietet, um seine Klassen und Methoden für Erweiterungen wiederverwendbar zu machen. Es sollte über eine Architektur verfügen, die es erlaubt, weitere Geschäftsklassen zu integrieren, oder zumindest eine Plugin-Architektur vorweisen, über die man Features nachrüsten kann. Diese Features können auch Schnittstellen zu externen Datenquellen haben, die unidirektional oder bidirektional angebunden werden, die also nicht nur Lese- sondern auch Schreibzugriffe erlauben.
Ein Beispiel für eine bidirektionale Anbindung wäre ein CMS mit E-Commerce-Anbindung, das beispielsweise Kundendaten aus dem E-Commerce-System lädt und nach Änderung wieder zurückschreibt. Warum verwendet man an dieser Stelle nicht gleich das E-Commerce-System mit seinen eingebauten CMS-Funktionen? Dieser Einwand ist durchaus berechtigt, aber es gibt Projekte, bei denen mehr als ein Fremdsystem eingebunden werden muss. Die in E-Commerce-Systemen eingebauten CMS-Funktionen sind meist nicht flexibel genug für solche Szenarien.
Sie werden im Folgenden ein Projekt kennenlernen, das auf einem solchen Szenario aufbaut. Das hauptsächliche Fremdsystem ist hierbei ein ERP-System.
Das Projekt
Wir hatten in diesem E-Commerce-Szenario die Aufgabe, einen Produktkatalog mit Content aus verschiedenen Quellen anzureichern und diese Inhalte personalisiert anzuzeigen. Angebote, Rabatte, Neueinführungen und höchst spezielle Produkt-Rankings müssen mit passenden Texten und Bilder beworben und automatisiert publiziert werden.
Die Kunden können spezielle Konditionen mit dem Betreiber des Shops aushandeln, die jedoch nicht aus dem ERP übernommen, sondern auf anderen Wegen ins System importiert werden. Das System muss diese Konditionen bei Rabattaktionen berücksichtigen: eine Rabattaktion darf nicht angezeigt werden, wenn der Kunde Konditionen ausgehandelt hat, die günstiger als die Rabattaktion sind.
Bei Staffelangeboten, die mengenbezogene Rabattstaffeln abbilden, müssen die persönlichen Konditionen des Kunden mit den Konditionen der jeweiligen Staffeln verglichen werden, was dazu führen kann, dass eine Staffel erst ab einer bestimmten Menge wirksam wird.
Daneben gibt es verschiedene Zielgruppen, die beworben werden sollen. Bestimmte Angebote richten sich nur an eine bestimmte Zielgruppe und sollen für die anderen Zielgruppen nicht sichtbar sein.
Alles in allem ist das ein recht komplexes Gebilde aus Preisberechnungen und Sichtbarkeiten für bestimmte Zielgruppen und -Personen. Die Preise und Rabatte, die im Katalog angezeigt werden, kommen aus einem Offline-Stammdaten-Import aus dem ERP. Dieser Import wird in regelmäßigen Intervallen vorgenommen.
Legt der Kunde seine Produkte in den Warenkorb und wechselt in die Warenkorb-Ansicht, erfolgt die Berechnung der Gesamtsumme, der tatsächlich vergebenen Rabatte, der MwSt. und der Lieferkonditionen über eine Online-Abfrage an das ERP.
Die Produktdaten werden im ERP-System verwaltet. Wie erwähnt, werden die Stammdaten über einen Import ins CMS übertragen. Diese Daten werden noch um bestimmte Merkmale angereicht, welche nicht im ERP-System vorliegen. Neben den Produktdaten sollen noch Contents, also Produktbeschreibungen, Services, News, Produktvideos etc. bereitgestellt werden. Die Verwaltung dieser Contents erfolgt über das CMS.
Neben den Produktbeschreibungen gibt es noch Contents, die spezielle Angebote bewerben. Angebote können Preisreduzierungen, Bundlings von Artikeln oder Zugaben enthalten, zum Beispiel kostenlose Werbemittel. Die Contents informieren über diese Aktionen, wobei darauf geachtet werden muss, dass das ERP diese Angebote im Fall einer Bestellung auch berücksichtigt.
Neben Angebots-Seiten können auch Teaser auf der Startseite oder Banner auf jeder beliebigen Seite innerhalb des Systems für diese Angebote werben. Das erfordert ein komplexes Zusammenspiel der beteiligten Komponenten mit einer zentralen Zeitsteuerung, da die Angebots-Aktionen zeitlich befristet sind. Man will sämtliche zugehörigen Elemente automatisiert publizieren und depublizieren können.
Das CMS verwaltet also den kompletten Life Cycle eines Angebots und der damit zusammenhängenden Content-Elemente: Von der Erfassung der Angebote basierend auf Stammdaten aus dem ERP-System, über die Verknüpfung mit den Content-Seiten, Bannern und Teasern bis hin zur Publizierung beim Start der Aktion und der Depublizierung nach Ablauf der Aktion.
Lassen Sie uns nun die Perspektive wechseln und nehmen die Sicht eines Redakteurs ein. Er muss eine klar verständliche Oberfläche im CMS vorfinden, mit der er leicht arbeiten kann. Die externen Daten müssen sich nahtlos in das BackOffice des CMS einfügen. Die Verwaltung von Contents und externen Daten muss bezüglich der Benutzerführung und der verwendeten Elemente der UI identisch sein. Das vermeidet Fehleingaben und Schulungsaufwand.
Der zuständige Redakteur hat nun alle beteiligten Content-Elemente im Blick und kann die Zeitsteuerung für alle zusammengehörigen Elemente vornehmen. Er kann so jederzeit alle beteiligten Elemente und Contents überprüfen. Verwaiste Contents, oder Links, die ins Leere laufen, gehören damit der Vergangenheit an. Die Qualität der Inhalte kann so auch aus Sicht des Content-Managements gesteigert werden.
Zusammenfassung und Fazit
Durch die Integration verschiedener Datenquellen in einem einheitlichen Content-Framework kann man die Qualität der Inhalte trotz hoher Komplexität der inneren Zusammenhänge zwischen den einzelnen Informationen sicherstellen. Der Umfang der Inhalte typischer digitaler Marketing-Projekte, sei es ein Online-Shop, ein Online-Magazin oder ein Hausbauplaner, steigt stetig. Die Verwaltung dieser Datenmengen stellt hohe Anforderungen an die verwendeten Software-Systeme.
Die komplexen Content-Prozesse müssen so weit wie möglich automatisiert werden, damit die Projektverantwortlichen die Prozesse im Griff behalten können. Nur mit Web-Anwendungen, die auf einer flexiblen und skalierbaren Architektur basieren, kann man auf diese Herausforderungen reagieren. So lassen sich die kreativen Ideen von Marketing-Fachleuten und Software-Architekten gemeinsam verwirklichen. So entwickelt sich Ihr Content-Marketing zum Content-Commerce.